Land unter.
Meistens hört man ja nur davon. Es passiert irgendwo anders, nicht bei mir, vielleicht am anderen Ende der Welt. Ja, ist schlimm das, mhm, muss man was dagegen machen; hey, es laufen ja die Simpsons. Zumindest wars auch bei mir so. Bis irgendwie am letzten Dienstag die natur komplett zurückschlug. So auf einmal, vielleicht ne halbe Stunde lang, aber das richtig massiv.
Irgendwie kam wie aus dem nichts einfach ein riesiges Unwetter. So eins, dass man im Sommer öfter mal hat, nach einem schwülen Tag, wenn man Abends die Wolken am Horizont sieht und weiß, ok, da kommt was heut abend. Dann auch mit richtig viel Blitz, Donner und Regen. Meistens auch gar nicht so lange, es kommt und zieht über einen drüber und dann weiter in den Himmel. Nur dieses Mal wars anders irgendwie. Es war eine größere Kraft zu spüren, die die Wolken gespeichert hatten und die langsam aber sicher raus musste.
Erst wurde es immer dunkler, wirklich richtig dunkel und dann ging der erste Schauer runter. Anfangs kurz normal, dann aber schnell heftiger werdend. Eben Gewitterstärke. Nichts allzu ungewöhnliches.
Ich war noch in der FH zwecks einer Übung und besorgte mich erstmal nur darüber einigermaßen trocken heim zu kommen. Nach der Übung ging ich dann mit einem Kumpel raus. Erstmal haute uns ein heftiger Windstoß fast um; das war nicht wirklich schlimm, eher irgendwie gewohnt. Zu regnen hatte es fast aufgehört, es tröpfelte nur noch, trotzdem war der Himmel immer noch von gewaltigen Wolken umgeben. Es sah wirklich aus wie eine riesige Wand mitten im Himmel stehend, nur ein kleiner Ring wurde aufgesprengt und die Sonne blitzte da durch. Das war unser Zeitfenster. Hier regnete es nicht mehr und ich hoffte eigentlich so die paar hundert Meter zur U-Bahn Haltestelle einigermaßen trocken zu gehen. Wir gingen den kleinen Weg von unserem Hof der FH zur Straße, es war nicht lang.
Dennoch gings auf einmal los, wie auf Kommando begann der Regen schlagartig stärker zu werden. Wir begannen erst schneller zu gehen, dann zu laufen um wenigstens noch den kurzen Sprint zu den überdachten Fahrradständern zu schaffen. Mit jedem Schritt wurde der Regen eigentlich stärker und bei den Fahrrädern angekommen waren wir schon gut nass, dennoch erstmal im geschützten Trockenen. Und dann begann das Unwetter auch erst richtig. Es wurde dunkler, der Regen immer stärker, dazu kam ein Wind und Blitze. Die schlugen dabei nicht wirklich weit weg ein, der Donner war höchstens 3 bis 4 Sekunden weg, es kamen auch schon mal nur 1 Sekunde zwischen Blitz und Donner vor. Dazu kam nach kurzer Zeit Hagel. Starker Hagel und große Körner. Auf dem Parkplatz neben uns fing ein Auto an die Alarmanlage zu starten, weil die Körner so heftig aufschlugen.
Wir waren unter dem Dach der Fahrräder inzwischen auch nicht mehr wirklich geschützt, erst überschwemmte langsam der Boden von allen Seiten, dann kam noch durch den Wind dazu, dass der Regen teilweise Waagerecht auf uns einprasselte. Mein Klamotten waren da schon durch und durch nass. Also wirklich nass, als ob man sie in einen Eimer voller Wasser getaucht hätte, ich konnte das Wasser raus wringen. Der Boden wurde inzwischen auch immer voller Wasser, denn die Kanaleinläufe konnten die Unmengen an Wasser gar nicht so schnell abtransportieren, dazu löste sich der Dreck von der Baustelle gegenüber der FH inzwischen schön im Wasser auf, was eine nette braune Brühe gab. Sehen konnte man inzwischen durch den vielen Regen auch kaum mehr was. Eine wirklich völlig surreale Situation, ich fühlte mich komplett hilflos. Es gab eigentlich nichts, was man dagegen tun konnte, außer warten. Warten bis das alles mal aufhören sollte…oder wollte.
Irgendwann wurde es dann auch wieder weniger und wir nutzten die Chance um zur Bahn zu laufen. Nass waren wir ja eh schon, von oben bis unten. An der Bahn angekommen gings aber erst weiter. Nämlich nichts. Keine Bahn fuhr mehr. Die Gleise waren nicht frei.
Also mussten wir auf den Bus ausweichen, zusammen mit mindestens 50 anderen Gestrandeten. Nachdem der Bus über mehrere Umwege irgendwann endlich in Bonn einfuhr, wurde das Ausmaß des Unwetters klarer. Die Straße war teilweise immer wieder überschwemmt, große Bäume waren umgefallen, glücklicherweise ohne dass jemand darunter stand. In der Altstadt haben sich jede Menge Dachziegel gelöst und waren auf die Straße gefallen, Tische und Stühle wurden weggefegt, und Markisen einfach weggerissen. Ein sonderbarer Anblick und Schauspiel da durchzulaufen. Am Hauptbahnhof dann die vielen Nachrichten, dass die Bahnen natürlich nur sehr unregelmäßig fahren könnte, einige Bahnhöfe konnten wegen Überschwemmungen gar nicht angefahren werden. Land unter eben. Wegen dreißig Minuten regen?
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